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Mit System lüften – Von Vor- und Nachteilen von Lüftungssystemen

Mit System lüften – Von Vor- und Nachteilen von Lüftungssystemen

Gerade in kleineren Häusern und Wohnungen kommt der Frage nach ausreichender Belüftung eine besondere Bedeutung zu. Unverbrauchte, sauerstoffhaltige Luft zum Atmen ist das A und O jeden Wohnkomforts, jedoch nicht immer leicht zu bewerkstelligen – alter, energetisch ungünstiger Bausubstanz geschuldet. Kochdünste und erhöhte Luftfeuchtigkeit in Nasszellen beeinträchtigen ein ausgeglichenes Wohnklima, das für Wohlbefinden und Gesundheit unerlässlich ist.

Längst hat sich moderne Lüftungstechnik der Problematik mit der Entwicklung ausgeklügelter Be-und Entlüftungssysteme angenommen. Sie ist in der Lage, Küchendunst vom Kochen und Braten sicher aus der Küche nach draußen zu leiten und gleichzeitig frische Luft dem Badezimmer zuzuführen. Der Aspekt Wohnraumlüftung ist aktueller denn je geworden, der folgende Artikel erklärt warum.

Nicht auf die leichte Schulter nehmen

Gerüche, Luftfeuchtigkeit machen sich gerade in kleineren Wohneinheiten mit beengten Wohnverhältnissen dauerhaft breit, wenn nicht für ausreichende Lüftung gesorgt wird. Oftmals ist dann Schimmelbildung an Wänden und Decken unweigerlich die Folge und ein ernst zu nehmendes Problem: Studien haben mittlerweile ausreichend belegen können, dass dies gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Atembeschwerden und sogar chronische Erkrankungen wie Asthma oder allergische Reaktionen mit sich ziehen kann.

Frau öffnet Fenster zum Lüftenfotolia © Gina Sanders (#110054791)

Der Hintergrund: Ein Wachstum der Schimmelsporen kann erst bei Zutritt von Feuchtigkeit wie etwa durch Atmen und Schwitzen, sowie Kochen oder Wäschetrocknen eintreten. Der dabei entstehende Wasserdampf muss in der Raumluft weggelüftet werden, wenn nicht das Risiko in Kauf genommen werden soll, dass sich die höhere Raumluftfeuchte an den auskühlenden oder im Frühjahr noch kalten Wänden, Decken, in Ecken und Kanten sowie Laibungen als Feuchtefilm niederschlägt.

So sehen zahlreiche Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Schimmelpilzen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Belastung durch Schimmelpilze und Atemwegsbeschwerden: Symptome wie Augenbrennen, Atemprobleme, Schleimhautreizungen, Kratzen im Rachen, Müdigkeit, Kopfweh, Magen-Darm- und Gelenkbeschwerden oder gar Neurodermitis gehören zu den häufigsten Krankheitssymptomen. Auch neurologische Störungen wie Seh-, Schlaf- und Konzentrationsstörungen gehören dazu.

Richtwerte einhalten

Mehrere Faktoren haben maßgeblichen Einfluss auf ein gesundes Zuhause mit Wohlfühleffekt. Nach eingehender Analyse der vorhandenen Luftparameter sollten die wichtigsten für ein Raumklima verantwortlichen Parameter in einem Aero-Check optimal eingestellt werden, wie etwa die Wahl der richtigen Raumtemperatur und der optimalen Raumfeuchte. Dabei gilt: Je mehr Personen, Tiere und Pflanzen sich in einem Raum aufhalten, und je beengter die Wohnverhältnisse sind, umso höher steigen Raumfeuchte und Temperatur an.

So gelten folgende Richtwerte für ein optimales Raumklima:

  • Temperatur: ca. 20 Grad Celsius
  • Luftfeuchte: zwischen 40 und 60 Prozent
  • Sauerstoffhaltige Luft

Ein Luftaustausch ist dann angezeigt, wenn sich einer der Faktoren nicht im Normbereich befindet.

Am einfachsten lässt sich ein notwendiger Luftaustausch durch vollständiges Öffnen der Fenster für rund zehn Minuten bewerkstelligen, wobei bloße Kippstellung nicht ausreicht. Gleichzeitiges Öffnen möglichst gegenüberliegender Fenster ist hocheffizient, um ideale Luftzirkulation-Verhältnisse zu erzielen. Stoßlüften sollte drei bis fünfmal am Tag erfolgen, idealerweise das erste Mal morgens nach dem Aufstehen und das letzte Mal kurz vor dem Zubettgehen.

 

Der Lüftung systematisch nachhelfen

Ist regelmäßiges Lüften durch Öffnen der Fenster gerade bei häufigem Baden, Duschen oder Kochen in kleineren Wohnräumen dauerhaft nicht ausreichend, können etwa dezentrale Belüftungssysteme Abhilfe schaffen.

Sie verfügen prinzipiell über zwei parallel arbeitende Kreisläufe: Zum einen wird von einem ersten Gerät frische, saubere Außenluft eingesaugt, gefiltert und erwärmt, zum anderen saugt ein zweites Gerät im Gegenzug die verbrauchte Raumluft ab und leitet sie nach außen. Zur einfachen Installation ist lediglich ein Mauerdurchbruch bzw. eine Kernbohrung durch die Außenwand des jeweiligen Zimmers und ein 230-V-Anschluss notwendig.

Zusätzlich kommen Ventilatoren, Rohre und Kanäle sowie Lüftungsgitter zum Einsatz. Landläufigen Bedenken zum Trotz arbeiten technisch ausgereifte Ventilatoren nach modernen Standards dabei besonders geräuscharm und effizient.

Das Wirkprinzip besteht im Ein- und Absaugen von Außen- wie Innenluft in bestimmten Zeitintervallen. Integrierte Wärmespeicher können zum großen Teil für den Rückhalt der Raumwärme sorgen und bilden die Grundlage für energieeffizientes Lüften. Moderne Lüftungssysteme halten mittlerweile einen Wärme-Rückgewinnungsgrad von mehr als 90 Prozent vor, was vielfach dem Einsatz von speziellen Keramikwärmespeichern geschuldet ist. In vordefinierten Zeittakten wird die Außen- bzw. Innenluft an- und abgesaugt. Flexibel auf die jeweilige Wandstärke einstellbar, kommen entsprechende Mauerdurchführungen bei der Montage zum Tragen.

 

Verschiedene Lüftungsbereiche und Systeme

Die Installation einer Lüftungsanlage macht turnusmäßiges Stoßlüften entbehrlich, was besonders Berufstätigen zum Vorteil verhilft. Sie ist in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt, welche die Luftverteilung und -richtung unterschiedlich regeln: Im Zuluft-Bereich gelangt die Luft durch spezielle Öffnungen in die einzelnen Räume, im Abluftbereich wird die verbrauchte Luft wieder aus dem Haus befördert. Der Überstrombereich kennzeichnet die Luft-Zone, in der sich die eingesaugte Luft verteilt und beispielsweise durch Türgitter in andere Zimmer ausströmt.

Dabei werden bei dezentralen Systemen partielle Einheiten wie Zimmer einzeln belüftet, wozu einzelne Fassadenbohrungen ober- oder unterhalb der Fenster etwa je Raum notwendig sind. Gegenüber zentralen Systemen schlägt ein tendenziell höherer Geräuschpegel und ein geschätzter Anschaffungs-Aufpreis von durchschnittlich bis zu 1.000 Euro negativ zu Buche.

In beiden Kriterien können zentrale Systeme punkten, bei denen ein pauschaler Luftaustausch über mehrere Räume hinweg erfolgt. Dabei ziehen Ventilatoren die verbrauchte Luft aus Küche, Bad oder Toilette ab, während gleichzeitig neue Außenluft über Durchlässe in Wohn- und Schlafräumen nachströmen kann.

 

Und der Staat hilft mit

Neubau-Entwürfe genießen gegenüber bestehenden Altbauten den entscheidenden kostenstrategischen Vorteil, dass sich zentrale Anlagen bereits in der Konzeptionsphase vergleichsweise kostengünstiger miteinplanen lassen: Lüftungsrohre etwa können bereits in der Rohbauphase im Estrich oder Beton vorverlegt werden. Darüber hinaus bestehen günstige staatliche Fördermöglichkeiten von zentralen Lüftungsanlagen über die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Sie äußern sich in Form von Zinsvergünstigungen bei der Vergabe von Finanzierungskrediten.

 

Fazit: Licht und Schatten

Lüftungsanlagen können entscheidend mithelfen, manuellen Lüftungsaufwand systematisch zu reduzieren, wenn nicht gar zu minimieren. Gerade Besitzer von energetisch hocheffizienten Passivhäusern, die nahezu keinen Luftaustausch mehr ermöglichen, kommen um zentrale wie dezentrale Lüftungssysteme nicht herum. Für ein System kontrollierter Wohnraumlüftung sprechen angenehmes Wohnraumklima und Einsparpotentiale von Primärenergie während der Heizperiode.

Hinzu kommen nicht unwesentliche gesundheitliche Aspekte, da eingebaute Filtersysteme aus der Zuluft gesundheitsschädliche weil Allergien-auslösende Pollen extrahieren. Auch können Energie und damit Kosten durch Wärmerückgewinnung eingespart werden.

Berufstätigen wie lärmgestressten Zeitgenossen kommen automatisierte Lüftungsabläufe durch geräuscharme Systeme besonders entgegen, da das Öffnen der Fenster weitgehend entfällt. Optional bieten solche Systeme auch jederzeit ein Umstellen auf Normallüftung an.

Dagegen ist herkömmliches Lüften bei Altbauten und Wohneinheiten sinnvoller, die nicht ausreichend abgedichtet sind, da ein relativ hoher Anschaffungspreis in keinem Verhältnis zum erzielten Nutzen steht. So muss für einen nachträglichen Ein- bzw. Umbau mit einer zentralen Abluftanlage in einem Einfamilienhaus mit Kosten von etwa 25 bis 45 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche gerechnet werden – nachträglicher Wartungsaufwand wie eine zwei- bis viermal jährliche Filterreinigung nicht eingerechnet. Dazu kommt ein empfohlener Routinecheck vom Fachmann.

Letztlich muss eine sorgfältige Abwägung auch den erhöhten Strombedarf sowie unvermeidbare Platzverluste durch notwendige Vormauerungen der Lüftungsrohre mit einkalkulieren. 

Siehe auch: 

Bei Heizung Energie sparen und Schimmel vermeiden